Die Geschichte der Sterneninsel
Entscheidend für die Entstehungsgeschichte der Sterneninsel war die Erfahrung, dass Familien mit lebensverkürzt erkrankten Kindern dringend häuslicher Unterstützung bedürfen.
Durch die Arbeit in der häuslichen Kinderkrankenpflege angeregt, sahen die beiden Kinderkrankenschwestern Angelika Miko und Marion Höhnerlage die Notwendigkeit einen Kinderhospizdienst zu gründen. Gemeinsam stellten sie sich dieser großen Herausforderung. Marion Höhnerlage machte es sich zur Aufgabe, Geschwister der Hospizkinder und Kinder aus den Trauerfamilien zusammen zu führen. Der Offene Treff wurde ins Leben gerufen. Angelika Miko war es ein großes Anliegen, das Tabu – Krankheit, Sterben und Tod von Kindern zu brechen und die hospizlichen Belange in die Öffentlichkeit zu tragen.
Zudem setzte sie immer wieder alle Hebel in Bewegung, um von der Sterneninsel begleiteten lebenslimitiert erkrankten Kindern oder Jugendlichen einen besonderen Wunsch zu erfüllen. Sie lebte die Hospizidee, indem sie Familien eine behutsame Begleitung im Leben, während des Sterbens und über den Tod hinaus anbot.
Mit viel Herzblut und großem Engagement leitete sie die Sterneninsel 10 Jahre lang. Damals wie heute ist die Sterneninsel für betroffene Familien nicht mehr wegzudenken.
Ihren Namen erhielt die Sterneninsel durch Jonas, einem lebenslimitiert erkrankten Jungen. Er konnte sich aufgrund seiner Muskelerkrankung nicht mehr bewegen. Dafür bewegte sich in seinem Kopf allerhand. Er beschäftigte sich sehr mit seiner Erkrankung und der großen Frage was kommt nach dem Tod. Für Jonas stand die Wortschöpfung „Sterneninsel“ für drei Dinge:
die Insel als Ort der Geborgenheit
die Sterne als Sinnbild der Unendlichkeit
und für Jonas wurde jeder Mensch, der stirbt zu einem Stern.
So wurde Jonas zu unserem Namensgeber und inspirierte uns zu unserem Logo.
Jonas 14.01.1996 – 20.01.2015
Ihre ersten Schritte machte die Sterneninsel 2009 unter dem Dach des Hospizdienstes westlicher Enzkreis e.V. Im Jahr darauf wurde eine erste Gruppe von Menschen qualifiziert, welche bereit waren für ein ehrenamtliches Engagement rund um die Kinder- und Jugendhospizarbeit.
Zum 01.01.2014 gründete die Sterneninsel einen eigenen Verein und bezog noch im selben Jahr ihre Räume in der Wittelsbacherstraße 18 in Pforzheim.
Seit ihrem Beginn war die Sterneninsel bei vielen Familien mit erkranktem Kind oder Elternteil im Einsatz. Es wurden viele Kinder und Jugendliche durch Gruppen- und Einzeltrauerbegleitung erreicht.
Die Arbeit mit unseren Kindern und Jugendlichen ist vielfältig, bunt, sehr lebendig und unterscheidet sich in vielen Bereichen vom Einsatz im Hospizdienst für Erwachsene. Oft werden unsere Familien über lange Zeiträume begleitet.
Hier ein Auszug aus „Gelebte Grenzen“
Ein Buch von Petra Stuttkewitz, sie ist zweifach betroffene Mutter
„Lebens-Werte“
„Kinder werden durch ihre Eltern geprägt“
Bei uns hat das keine Gültigkeit.
Wir werden durch euch geprägt.
Ich wollte euch meine Werte lehren, wollte euch vermitteln, was im Leben wichtig ist.
Doch ich habe durch Euch gelernt
was das Wichtigste ist:
Echte Gefühle
Innere Zufriedenheit
Bedingungslose Liebe
Akzeptanz
Sich freuen an Kleinigkeiten
Bewusstsein für das Leben
Bewusstsein für das Sterben.“
Petra Stuttkewitz
Die Hospizbewegung
Hospiz – lat. hospitium – bedeutet Herberge. Im Mittelalter boten Mönche den Pilgern und Reisenden an besonders gefährdeten Stellen Unterkunft, Schutz und Hilfe in Hospizen an. Zu Beginn der Hospizarbeit (zuerst in den USA und England) waren Hospize klinikähnliche Häuser, in denen Sterbenden spezielle Fürsorge zuteil wurde. Heute verstehen wir die Hospizbewegung als Wegbegleitung von Sterbenden und Trauernden.
Die Idee des weltweit ersten Kinderhospizes entstand Anfang der 1980er Jahre in Großbritannien. Auslöser war ein Mädchen namens Helen, die 1978 an einem Hirntumor erkrankte. Dieser konnte zwar erfolgreich entfernt werden, aber Helens Gehirn war schwerwiegend und irreparabel verletzt. Schwester Frances Dominica, eine Nonne und Kinderkrankenschwester lernte Helen und ihre Familie im Krankenhaus kennen. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft und Schwester Frances besuchte Helen immer wieder. Aus dieser Freundschaft mit Helen und ihrer Familie entwickelte sich das „Helen-House Hospice“, das in Oxford als weltweit erstes Kinderhospiz 1982 seine Arbeit aufnahm.
1990 gründeten sechs Familien den Deutschen Kinderhospizverein mit dem Ziel solche Einrichtungen auch in Deutschland zu ermöglichen.
2022 gibt es in Deutschland bereits 18 stationäre Kinderhospize und 180 ambulante Kinderhospizdienste. Ziel ist es, auch im Kinder- und Jugendbereich die flächendeckende ambulante Versorgung zu gewährleisten.