Dass sich Jonas für Fußball begeistert, kann man beim Betreten seines Zimmers nicht übersehen: An der Wand hängen Poster und Zeitungsartikel seiner Fußball-Idole, hinzu kommen Fahnen, Mützen und Schals. Sogar die Decke ist über und über mit Fußballbildern bedeckt. An einer Wäscheleine, die quer durchs Zimmer gespannt ist, hängen Autogrammkarten. Ein Fan durch und durch.
„15 Trikots habe ich im Schrank“, sagt Jonas. Besonders stolz ist er auf ein signiertes Trikot von KSCSpieler Timo Staffelt. Das sagt er mit der Hilfe von Angelika Miko, Koordinatorin des Kinder- und Jugendhospizdienstes „Sterneninsel“. Denn eine Begleiterscheinung seiner Muskelerkrankung ist es, dass die Zunge des 15-Jährigen – am 14. Januar wird er 16 Jahre alt – stark vergrößert ist. Das bereitet ihm beim Sprechen und anderen beim Verstehen Schwierigkeiten. Jonas liegt in einem Spezialbett und muss künstlich beatmet werden. Auch wenn er körperlich eingeschränkt ist, so ist er im Kopf topfit. Da brodelt es geradezu vor Ideen.
Helferin wird zur „Oma“
Diese Einfälle teilt der Jugendliche unter anderem Elisabeth Weiß mit, die ihn seit fünfeinhalb Jahren – zunächst als Mitarbeiterin des Hospizdienstes westlicher
Enzkreis, nun von der „Sterneninsel“ – immer mittwochs für etwa zwei Stunden besucht. Mit ihr kann er über alles reden. Mittlerweile nennt er sie einfach nur „Oma“. „Sie ist mir sehr wichtig“, sagt Jonas. Mit ihr schneidet er Zeitungsartikel über seine Fußball-Idole aus und klebt sie an die Wand. Auch in die Planung des jährlichen Fußballturniers zwischen Teams der „Sterneninsel“ und Mitarbeitern der Kinderkrankenpflege „Hotzenplotz“ weiht er die Oma ein. Zusammen mit seinem Musiktherapeuten hat der Jugendliche sogar eine Fußballhymne komponiert, die beim nächsten Spiel im Frühjahr aus den Lautsprechern des Sportplatzes erklingen soll. Darauf ist Jonas sehr stolz. Seinem Umfeld gibt der 15-Jährige klar zu verstehen, dass er nicht krank ist. „Man muss nur das Beste aus der Situation machen“, betont Jonas.
Ganz besonders leuchten seine Augen, wenn er von seinem Lieblingsverein, dem FC Bayern München, spricht. Da kickt auch sein großes Idol Bastian Schweinsteiger. Jonas’ absoluter Traum wäre es, sich einmal in der Allianz-Arena ein Fußballspiel ansehen und den Profifußballer treffen zu dürfen. Dass er „Schweini“ auch zum nächsten Turnier zwischen „Sterneninsel“ und „Hotzenplotz“ einladen würde, wäre Ehrensache. Die PZ hat sich bereits dahintergeklemmt, diesen Traum verwirklichen zu können.
Erholung im Hospiz
Um für seine großen Pläne fit zu sein, nimmt sich Jonas derzeit zusammen mit seinen Eltern eine Auszeit in einem stationären Kinder- und Jugendhospiz. Das ein oder andere Fan-Accessoire von den Bayern hat er natürlich eingepackt. Ein weiterer Fall, den die „Sterneninsel“ betreut und dabei von der PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“ unterstützt wird, betrifft eine Familie, deren Mutter im Alter von erst 33-Jahren gestorben ist. Bis zu ihrem Tod hatte die Krankenkasse die Kosten für die Familienhelferin übernommen, die sich um die drei- und sechsjährigen Töchter gekümmert hat. Bis die Anfrage wegen einer Tagesmutter geklärt ist, übernimmt die „Sterneninsel“ zusammen mit der Diakonie die Kosten der schon vertrauten Betreuung, damit die Kinder sich nicht ständig umstellen müssen.
Auch um eine 14-Jährige, die durch Weichteilrheumatismus regelmäßig schlimme Fieberschübe hat, kümmert sich die „Sterneninsel“. Bis zum Jahresende ist die Finanzierung des Klinikaufenthalts in Heidelberg gesichert.
„Menschen in Not“ will dem Kinder- und Jugendhospizdienst im Rahmen der Weihnachtsaktion zudem einen Zuschuss für die Betreuung von Geschwisterkindern sowie zu einem Fahrzeug geben, in dem auch ein Rollstuhlfahrer Platz hat.
Auch die anderen Hospizdienste in der Region bedürfen Unterstützung: Der Hospizdienst westlicher Enzkreis benötigt finanzielle Hilfe, um die Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungen schicken oder Trauerbegleiter ausbilden zu können. Ganz ähnlich lautet das Anliegen des Krankenpflegevereins Illingen mit Hospizgruppe. Der Krankenpflegeverein Tiefenbronn hat seine eigene Hospizgruppe ausgebildet und somit sein Versorgungsgebiet von drei auf acht Ortschaften erweitert. Aufgrund der hohen Nachfrage ist in der Vereinskasse ein Defizit entstanden, das nun ausgeglichen werden soll.
Auch beim Ambulanten Hospizdienst Pforzheim hinterließ das Jahr rote Zahlen, die nun durch Spenden und Beiträge ausgeglichen werden müssen. Ganz konkret sind die Wünsche beim Christlichen Hospiz in Pforzheim: ein Einbauschrank für Bettwäsche und Kissen, ein Schrank für Aromatherapie, Wickel und Auflagen sowie Möbel und Lampen für den Wintergarten. Quelle: Pforzheimer Zeitung vom 10. Dezember 2011